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© 2019, adribo Academy     |     urid

November. Eine prosaische Arbeitsreise… zugleich ein Rückblick auf eine außergewöhnliche Ausbildung!

November.
In Frankfurt.
Die Vögel, die es noch nicht in den Süden geschafft haben,
lassen sich,
depressiv die Blätter nachahmend,
vom graumarmorierten Himmel fallen.

Eine hessische Böe krallt sich fauchend in mein Gesicht.

Die Straßenbahn fremd, wie die ganze Stadt, kreischend die Schienen schneidend, bringt mich hinaus in das Periphere,
vorbei an einem chinesischen Pagodenhaus, ins Unermessliche vergrößert,
unheimlich unbewohnt.
Bald ausgestiegen.
Oberforsthaus, eine Ruine, gleich einem Räuberschloss, zum Schutz der umgebenden Welt umrüstet, eingekerkert.

Gegenüber mein Ziel: die  Villa!
Eine Burg ohne Herr, ein Kamin ohne Feuer, Interieur schwarzhölzern,
wie in einem Grimm’schen Märchen.
Links der Eingang in die Räume der neuen Lehre. 

Die Teilnehmenden, großteils wohl Juristerei,
werden sie mich, der aus anderen Landschaften kommt,
andere Kopfwelten lebt,
in Talaren, krähengleich, das Novemberland nicht verlassend,
mit scharfen Schnäbeln erwarten?
Eine führt gar das Juristische in ihrem Familiennamen!

Zuerst zögernd, dann mit jäh gefasstem Mut, lässt sich die Tür kraftvoll öffnen:
Unter stucktriefender Decke sind sie,
alle,
die im beinahe monatlichen Dreitagesrhytmus, Donnerstag-Freitag-Samstag,
das Schicksal einer wunderbaren Mediations-Ausbildungszeit mit mir teilen werden.

Und die junge Frau, die den juristischen Nach-Namen trägt, ist wie ich aus dem Süden gekommen, ihre zwei Jungs in der Obhut ihres Mannes zurücklassend.
Zur Psychologin gelehrt, gibt sie ihr großes Herz und den messerscharfen Verstand denen, die sich um die Seelen der Großgezogenen und Erziehenden in der großen Stadt im Süden kümmern. 

Und jetzt hier in der deutschen Hauptstadt des Kapitals. Analytisch und herzensklug ist sie auch in unserer Ausbildung, ihre Augen allparteilich und hellwach ihrem Gegenüber zugewandt.
Die Jeanne d‘Arc des „Aktiven Zuhörens“! 

Ihr zu vertrauen fällt leicht, ihren scharfsinnigen Hypothesen zu folgen ist ein Vergnügen und weckt somit die Lust, mit
Kopfstand, Disneys Hüten, Wundern, Skalen, Tetralemma, Harvard,
empathisch und kämpfend,
kooperativ oder vermeidend,
immer der vier M’s bewusst,
der eigenen Kreativität Freiheit zu geben!

Und wie oft begleitet sie mich durch die Rollenspiele:
Als Mediatorin voller VANKK, lässt sie durch Window 1 mich und Window 2 mein Gegenüber betrachten, beflügelt uns durch die weiteren Phasen zu kaum antizipierbaren Optionen, die die Konflikte voller Fantasie lösen lassen. 

Oder als Mediandin, die mit Bravour ihre Themen darlegt, ihre Bedürfnisse und Interessen analysiert und schließlich über eine wahre Flut originellster Optionen zu zukunftsfähigen Vereinbarungen finden kann. 
So darf ich sie in der Rolle des Mediators aber auch des Konfliktpartners erleben. 

Der Höhepunkt der Module aber ist beim freitägliche Mittagstisch im „La Stalla“ das Teilen der Pizza mit ihr.

So haben sie und ich
Frankfurter ÖPNV,
italienische Küche,
Kasseler Kurz-Zeit-Mediation und
Zugfahrten nach Bayern
miteinander geteilt. 

Und zusammen mit all den anderen
– keineswegs Krähen in Talaren –
eine wunderbare Ausbildung erfahren. 

Ich hätte all dies nicht missen mögen!

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