Nach oben scrollen
© 2019, adribo Academy     |     urid

Online-Mediation und Digitalkompetenz in der Mediationsausbildung

Den ersten Ausbildungslehrgang zum zertifizierten Mediator (m, w, d) nach neuem Recht, verantwortet vom Institut für anwaltsorientierte Juristenausbildung – IAJ – und durchgeführt von adriboACADEMY, haben am vergangenen Wochenende 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gießen an der Justus-Liebig-Universität erfolgreich beendet, fast alle mit der angebotenen Stundenzahl von 160 Ausbildungsstunden, davon 130 Präsenzzeitstunden.

Anders als in den vergangenen Jahren waren in diesem Jahr die üblichen sechs Module à drei Tage auf einen Zeitraum von zweieinhalb Monate beschränkt – ganz offensichtlich zeitlich sehr knapp bemessen, zumal sich nach der neuen Ausbildungsverordnung die Zahl der Präsenzzeitstunden um 10 Stunden erhöht hat.

Im Mittelpunkt des letzten Ausbildungsmoduls standen die Live-Rollenspiele, die die Teilnehmer und -innen regelmäßig nach Modul 4 bzw. 5 unter Echtzeitbedingungen durchführen und die sodann in Modul 6 (gemeinsam) supervidiert werden – eine alles in allem anspruchsvolle, zugleich aber sehr lehrreiche Übung.

Besonderes Augenmerk wurde in diesem Jahr dem einen Live-Rollenspiel geschenkt, das online durchgeführt worden war und in dem es um die Auseinandersetzung zweier Hausbewohnerinnen in einer WEG ging, die sich mit ihrer jeweiligen Musikbegeisterung (hier Klavier am frühen Morgen, dort Disco-Musik bis spät in die Nacht) wechselseitig bekriegten. Dieses Live-Rollenspiel online durchzuführen bot sich deshalb an, weil einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Ausbildung aus weit entfernten Städten (Berlin, Brüssel, Fulda) kamen und sich daher die Absprache eines dem Live-Rollenspiel angemessenen Präsenztermins als kompliziert darstellte, von den Fahrtzeiten und den -kosten ganz abgesehen.

Im Rahmen der Supervision lernten die Anwesenden die Besonderheiten und Herausforderungen kennen, die bei einer online-Mediation zu beachten sind – angefangen mit den technischen Fragen über das Setting bis hin zur konkreten Durchführung:

  • So ist bspw. im Vorfeld einer online-Mediation mit den Beteiligten abzuklären, ob eine stabile Internetverbindung besteht und ob Notfall-Telefonnummern ausgetauscht sind, falls es zu technischen Störungen kommt.
  • Ganz wichtig ist auch, vor Beginn der eigentlichen Mediation datenschutzrechtliche Fragen zu klären und (durch schriftliche Erklärungen) die Einhaltung der Vertraulichkeit zu sichern (also keine weiteren Personen im Raum, keine Übertragung der Mediation in andere Räume, keine Aufzeichnungen durch die Medianden etc.).
  • Zudem kann es empfehlenswert sein, vorab schon einmal mit den Beteiligten einen Technik-Check durchzuführen, zumindest aber rechtzeitig vor Beginn der eigentlichen Sitzung das Meeting zu starten, so dass hinreichend Zeit für die Beteiligten besteht, sich in einem Warteraum zu versammeln.
  • Für den Mediator stellt sich die Frage, wie er sein Hintergrundbild gestaltet und wie er seine Kamera positioniert. Auch kann es sich anbieten, zwei Monitore zu nutzen, um auf dem einen Bildschirm parallel Dokumente aufrufen und ggf. in die Videokonferenz einblenden zu können, während auf dem anderen Bildschirm die Beteiligten weiterhin durchgängig zu sehen sind.
  • Und schließlich sollte im Vorfeld die voraussichtliche Dauer der Mediation sowie etwaige Pausen abgesprochen und dann auch tatsächlich eingehalten werden.

Im Kontext der Supervision wurden auch die Vor- und Nachteile einer online-Mediation angesprochen, bspw. einfachere Terminsabreden (Vorteil), aber auch die Problematik, dass ein Teil der nonverbalen Kommunikation nicht wahrgenommen werden kann (Nachteil).

Modul 6 der Ausbildung endete schließlich für die Teilnehmenden mit einem entspannten vorabendlichen get-together in einer Gießener Restaurant

und dann am Ende des letzten Ausbildungstag mit kleinen, wertschätzenden Laudationes der Teilnehmer untereinander

sowie der Aushändigung kleiner Erinnerungsstücke:

(Das Akronym FEEZIV steht für „freiwillig, ergebnisoffen, eigenständig, zukunftsorientiert, informiert und vertraulich“ und VANK für „verschwiegen, allparteilich, neutral und kompetent“.)

Alles in allem eine gelungene und erfolgreiche Ausbildung, die sodann mit einem neuen Lehrgang im Sommersemester 2026 fortgesetzt wird!

Ähnliche Beiträge