Das „Handbuch Mediationsrecht“ von Fritz / Pielsticker, nunmehr in 3. Auflage erschienen, ist bekanntlich breit aufgestellt – nicht allein vom Umfang mit über 1300 Seiten, sondern vor allem von seinem Inhalt:
Da wären zum einen in den Abschnitten 1 bis 4 die umfassenden Kommentierungen der Vorschriften des Mediationsförderungsgesetzes, der Verordnung über die Aus- und Fortbildung von zertifizierten Mediatoren, des Verbraucherstreitbeilegungsgesetzes und des Gesetzes über außergerichtliche Rechtsdienstleistungen zu nennen.
Und zum anderen in den Abschnitten 5 und 6 der qualitätsvolle Lehrbuchteil, der sich mit Methodik und Anwendungsbereichen der Mediation befasst und die anderen Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung ausführlich darstellt.
Der vorliegende Beitrag von Heiner Krabbe – der zweite in einer Reihe von Abhandlungen, die die Inhalte des Handbuchs aufgreifen – befasst sich mit den psychologischen Grundlagen, psychologischem Hintergrundwissen sowie Konfliktdynamiken im Bereich Familie und Arbeit. Im Handbuch finden sich hierzu Ausführungen ab S. 770 ff.
Hier nun der aktuelle Beitrag:
Psychologisches Hintergrundwissen als Lichtquelle zur Erhellung von Konfliktgeschehen
Für das professionelle Gespräch werden in Abschnitt 5 Kapitel C. des Handbuchs zunächst die Grundlagen vorgestellt: Kommunikation, vier Seiten einer Botschaft, Gesprächsvariablen.
In den Mediationsgesprächen spielen die Emotionen der Parteien eine große Rolle.
Neben Ihrer Definition, Bedeutung und Funktion geht es um grundlegende Überlegungen wie in der Mediation mit den Emotionen umgegangen wird.
Zunehmend werden hocheskalierte Parteien in die Mediation weiterempfohlen.
Hocheskalation ist keine Diagnose aber beschreibt Phänomene, denen der Mediator begegnet. Es lassen sich Merkmale feststellen, die auf Hochstrittigkeit hinweisen. Für die Arbeit und dessen Parteien ist es notwendig, die Entstehungsbedingungen zu verstehen sowie konzeptionelle Änderungen in der Arbeit mit Hocheskalation vorzunehmen.
Im Weiteren wird die in der Praxis bereits etablierte Familienmediation beleuchtet, insbesondere die Trennungs- und Scheidungsmediation.
Dazu wird Hintergrundwissen zum Konfliktfeld Familie zum Ablauf von Trennung und Scheidung, sowie bei Trennung und Scheidung vermittelt. Es folgt eine Übersicht über Beratungsinhalte zum Thema Kinder bei Trennung- und Scheidung sowie ein Konzept zum Einbezug von Kindern in die Mediation.
Verstärkte Aufmerksamkeit wird zukünftig sog. Regenbogenfamilien sowie queer families und deren Konflikten gewidmet werden müssen, die im Handbuch noch nicht dargestellt wurden. Ihrer Problematik hat sich jüngst die Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation e.V. -BAFM- angenommen und am 15. und 16. November 2024 eine Fachtagung Regenbogenfamilien durchgeführt (siehe hier).
Regenbogenfamilien und queer families stellen, wie die Veranstaltung deutlich gemacht hat, eine starke Herausforderung für Mediationen dar. Stefan Timmermanns, Professor für Sexualpädagogik und Diversität in der Sozialen Arbeit an der Frankfurt Universtity of Applied Sciences machte deutlich, dass es folgender vier Kompetenzfelder bedarf, wenn man mit den Themen sexuelle Orientierung und geschlechtliche Vielfalt professionell und diskriminierungsfrei umgehen möchte:
- Sachkompetenz, also Wissen über die unterschiedlichen Lebenslagen,
- Methodenkompetenz, d.h. Handlungs- und Verfahrenswissen in diesen Bereichen,
- Sozialkompetenz, mithin Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit im Bereich sexuelle und geschlechtlicher Vielfalt
- Kompetenz bzgl. des eigenen Selbst, die ausreichende Selbstreflektion der eigenen Gefühle, Vorurteile und Werte in Bezug auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ermöglicht (zu Einzelheiten des Fachvortrags von Timmermann sowie der anderen Referenten siehe hier).
Abschnitt 5 Kapitel C. des Handbuchs endet mit einem weiteren etablierten Bereich der Mediation: Arbeit, Mobbing. Es werden Handlungen des Mobbings, Mobbingverlaufsmodelle sowie Mobbing-Interventionen vorgestellt und zum Abschluss betriebliche Interventionen bei Mobbing erläutert.