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Aus- und Fortbildung von RichtermediatorInnen in Deutschland und Europa – zugleich eine Buchbesprechung

Bald 19 Jahre sind vergangen, seit in Paris im Restaurant L’Epoque in der Rue du Cardinal Lemoine die deutsche Sektion von GEMME (Groupement Européen des Magistrats pour la Médiation) gegründet wurde – seinerzeit getragen von dem Gedanken, die Mediation auch in den deutschen Gerichtsbarkeiten stärker zu verankern und die konsensuale Konfliktbeilegung durch die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene inhaltlich fortzuentwickeln.

siehe:
Bericht von der Gründung einer deutschen Sektion der GEMME
Gründungsakt Paris L’Époque
Gründungsversammlung der Deutschen Gruppe der GEMME

(Die Gründungsmitglieder Lilly und Roland Fritz im Februar 2023 vor der historischen Location)

Was seinerzeit als freiwilliges Projekt ohne spezifische Rechtsgrundlage von einigen wenigen engagierten Richterinnen und Richtern als gerichtsinterne Mediation in einer überschaubaren Zahl von deutschen Gerichten etabliert und praktiziert wurde (vgl. bspw. Fritz/Karber/Lambeck, Mediation statt Verwaltungsprozess, Schriftenreihe Europäische Verwaltungsgerichtsbarkeit, Band 2, 2004), ist heute aus keinem bundesdeutschen Gericht mehr wegzudenken. Mit dem Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung hat über § 278 Abs. 5 ZPO das Güterichterverfahren in allen Gerichtsbarkeiten Einzug gehalten, findet sich in jedem Gericht zumindest ein für Güteverhandlung sowie für weitere Güteversuche bestimmter und nicht entscheidungsbefugter Richter (Güterichter bzw. Güterichterin), der bzw. die alle Methoden der Konfliktbeilegung einschließlich der Mediation einsetzen kann.

Die durch das Mediationsförderungsgesetz etablierten Rahmenbedingungen sind das eine, die inhaltliche Ausbildung und Qualifizierung der als Güterichter Tätigen das andere (vgl. hierzu schon Krabbe/Fritz, Plädoyer für Qualität und Nachhaltigkeit der Güterichterausbildung, NVwZ 2013, 29). Zwar lässt sich konstatieren, dass mittlerweile bundesweit Justizverwaltungen und -akademien zahlreiche Aus- und Fortbildungsprogramme aufgelegt haben. Dass diese Angebote jedoch zeitlich wie inhaltlich dem entsprechen, was Ausbildungsinstitute wie bspw. adribo ACADEMY in Zusammenarbeit mit HERA – Fortbildungs-GmbH der Hessischen Rechtsanwaltschaft oder mit IAJ – Institut für anwaltsorientierte Juristenausbildung an der Justus-Liebig-Universität anbieten, wird nicht ernsthaft vertreten werden können. Nicht von ungefähr finden sich daher in den jährlichen beginnenden Ausbildungsgängen von adribo ACADEMY immer wieder auch aktive Richterinnen und Richter, denen an einer qualifizierten Ausbildung besonders gelegen ist.

Umso wichtiger sind Handreichungen und Hinweise für diejenigen, die bereits als Güterichterinnen und -richter tätig sind. Und hier kommt das von Frank Schreiber herausgegebene „Praxishandbuch Güterichterverfahren“ ins Spiel, das sich vor allem an Güterichterinnen und Güterichter wendet, die nach einer – wie Schreiber es nennt – „ersten“ Aus- oder Fortbildung ihre Erkenntnisse und wiederholen und vertiefen wollen.

Kurz und prägnant, mit weiterführenden Hinweisen versehen, kann sich die interessierte Leserschaft in 17 Kapiteln mit Themen wie „Verfahrensrecht des Güterichterverfahrens“, „Mediation – Das Leitverfahren des Güterichterverfahrens“, „Phase Null – Die qualifizierte Vorbereitung eines Güterichtertermins“, „Systemische Interventionen in der Mediation: Systemische Fragen und Reframing“ oder „Final-Offer Arbitration als letztes Angebot in der Güteverhandlung“ befassen, um nur einige aufzuführen. Fast alle der insgesamt acht Autorinnen und Autoren sind selbst langjährige Güterichterinnen und Güterichter, wissen mithin, wovon und worüber sie schreiben und „was Not tut“ in der güterichterlichen Praxis. Dafür steht dann auch das letzte, das 17. Kapitel mit der Überschrift „Zum Schluss: Möglichkeiten zur Vernetzung und zur Weiterbildung“ – denn hier wird als erstes GEMME benannt, die eingangs bereits erwähnte europäische Richtervereinigung für Mediatorinnen und Mediatoren (hier). Sich über GEMME mit anderen europäischen Richterinnen und Richtern zu vernetzen, auszutauschen und gemeinsam fortzubilden ist für alle aktiven Güterichterinnen und Güterichter auch in Zukunft ein lohnendes Unterfangen. Und vielleicht sind ja die am 26. Mai 2023 in Straßburg stattfindenden Feierlichkeiten zum 20 jährigen Bestehen von GEMME EU ein Grund, der Organisation beizutreten (hier).

Das „Praxishandbuch Güterichterverfahren“ von Frank Schreiber ist im Verlag BoD – Books on Demand, Norderstedt (ISBN 9 783756 201242) als Band 1 der „Betrifft JUSTIZ Schriften“ zum Preis von 19.99 Euro erschienen.

Richterinnen und Richter, die an einer umfassenden, qualitätsvollen und kostengünstigen Ausbildung interessiert sind, seien auf die am 16. November 2023 beginnende „Ausbildung zum Zertifizierten Mediator / zur Zertifizierten Mediatorin“ verwiesen, für die noch Anmeldungen möglich sind (hier). Und wer sich als aktiver Güterichter / als aktive Güterichterin in bestimmten Bereichen der konsensualen Konfliktbeilegung fortbilden möchte, dem /der sei das Fortbildungsangebot von adribo ACADEMY empfohlen (hier).

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